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Eine Vision für Deutschland

Ich habe an renommierten Universitäten überall in den USA Internationales Finanzwesen und BWL gelehrt; ich habe deutsche Austauschstudenten in den USA unterrichtet und in den letzten drei Jahrzehnten auch als Gastdozent in Deutschland viele Erfahrungen gesammelt.

 

Verglichen mit Studierenden aus anderen Ländern, vertreten junge Deutsche ausgewogene und intelligente Ansichten. Sie sind heute gut darauf vorbereitet, mehr Verantwortung zu übernehmen.

 

Sehen wir uns die deutsche Situation einmal an:

Sie haben in ihrem eigenen Leben bereits dramatische Veränderungen in Deutschland erlebt.

 

Im Juli 1988 besuchte ich Berlin – den Ost- und den Westteil – und hatte die Ehre, vor einer Reihe deutscher Führungspersönlichkeiten zu sprechen – darunter Richard von Weizsäcker und Gräfin Marion Dönhoff. Ich sprach von meinen Vermutungen für die Zukunft, davon was ich für sehr wahrscheinlich hielt:

 

Im 1. Schritt der Fall der Mauer innerhalb von etwa anderthalb Jahren.

Im 2. Schritt die Wiedervereinigung Deutschlands.

Im 3. Schritt würden wir den dramatischen Zusammenbruch der Sowjetunion erleben.

Im 4. Schritt würde das wiedervereinigte Deutschland enormen Wohlstand erlangen und als Großmacht betrachtet werden.

Und im 5. Schritt würde Deutschland dann seine neue Stärke dazu nutzen, als Friedensstifter und Brückenbauer in die Welt hinauszugehen und damit die Lücke zu schließen, die durch den fortschreitenden Rückzug der USA entstehen würde.

 

Meine heutige Botschaft ist dieselbe wie 1988: eine Vision für Deutschland.

 

Im 1. Schritt, am 9. November 1989, wurde Deutschland befreit.

Im 2. Schritt wurden die Deutschen wieder ein Volk.

Im 3. Schritt erlebten sie massive Umbrüche, den unvorstellbaren Zusammenbruch der Sowjetunion.

Im 4. Schritt schuf Deutschland in den darauffolgenden 25 Jahren Wohlstand und eine eindrucksvolle globale Infrastruktur. Deutschland wird jetzt von anderen als Großmacht bezeichnet.

 

Allerdings hatte ich im Juli 1988 einen 5. Schritt genannt – den einzigen, der noch nicht gegangen wurde: Bei Schritt 5 geht es nicht nur um Wohlstand für Deutschland selbst, sondern um das Wohl aller Nationen.

 

Für uns in den Vereinigten Staaten, für ganz Europa und vor allem für notleidende Menschen überall auf der Welt ist dieser letzte Schritt, Schritt 5, von größter Bedeutung.

 

In den letzten 70 Jahren sind Sie gute und verlässliche Partner für alle gewesen. Damit sind Sie auf Schritt 5 vorbereitet.

 

Keiner der Schritte, die seit Juli 1988 unternommen wurden – und keines der Ereignisse, die sich zugetragen haben – kamen von ungefähr. All das geschah, damit Deutschland zur rechten Zeit in die Welt hinausgehen und in großem Maßstab als Friedensstifter und Brückenbauer wirken würde. Oft in Situationen, die das Ergebnis von politischem Wandel in der Welt waren, und auch in Situationen, die das Ergebnis einer Neuausrichtung Amerikas waren. All diese Schritte wurden nur aus einem Grund gegangen: um Deutschland auf seine Rolle als Friedensstifter vorzubereiten.

Eine Vision für Deutschland.

 

Heute kommt Deutschland und damit viele junge Deutsche irgendwie nicht vom Fleck. Deutschland ist gut aufgestellt, die Voraussetzungen für Schritt 5 sind gegeben, aber es fehlt an Mut, diesen Schritt zu wagen.

 

Ich meine damit nicht, dass Europa bereit dazu ist. Und ich spreche hier auch nicht von der Stellung Deutschlands innerhalb oder außerhalb des politischen Systems der EU. Die Voraussetzungen für die Aufgabe, von der ich spreche, sind so nur in Deutschland gegeben.

 

            1.         Das große Maß an sozialem Verantwortungsbewusstsein, das tief im Bewusstsein derer verankert ist, die als Deutsche aufwachsen sind und mit der deutschen Geschichte vertraut sind.

            2.         Die weitverzweigte und globale Infrastruktur, die das Produkt der typisch deutschen Arbeitsmoral ist und ein wahrer Schatz für Deutschland ist.

            3.         Der gute Ruf und das Ansehen, die Deutschland überraschenderweise genießt, aber sich auch hart erarbeitet hat. Unabhängige Umfragen von 2014 ergaben, dass Deutschland im Bezug auf Vertrauenswürdigkeit weltweit an erster Stelle steht.

            4.         Ein soziales, wirtschaftliches und politisches Modell, das weltweit Bewunderer und Nachahmer findet. Ein gut erprobtes System, das unübertroffen ist.

 

Fassen wir zusammen:

 

Die Deutschen haben das Herzblut und die materiellen und sonstigen Mittel dazu, dem Wohle aller zu dienen, und werden inzwischen von vielen Nationen nicht nur geachtet, sondern auch gehört und ernstgenommen.

 

Warum also laviert Deutschland so ungeschickt herum, findet keinen festen Stand und tut damit das Gegenteil von Schritt 5, einem beherzten Hinausgehen in die Welt.

 

            1.         Deutschland hat 82 Millionen Einwohner. Ein großer Teil davon ist gut informiert und ausgebildet und vertritt ausgewogene Ansichten. Doch dieselben Menschen haben wenig oder gar keine Inspiration für die Zukunft – man bietet ihnen keine Vision – da das Land mit dem Vorurteil behaftet ist, einer führenden Rolle nicht würdig zu sein.

            2.         Eine schwache und unkonzentrierte Führung. Eine unstete, kompromisslastige und damit Schaden verursachende Führung, die dauerhaft kraftlos ist und sich von äußeren Einflüssen hin und herziehen lässt – oft nicht im Sinne derer, die sie führen soll.

            3.         Das Festhalten an naivem Wunschdenken. Die eigene Zukunft wird nach dem Mantra der Vergangenheit anderen anvertraut: „Deutschland, vertrau auf die USA. Die USA werden dir Sicherheit bieten, ein Auffangnetz für jetzt und immerdar.“

            4.         Deutschland ist in einem schlecht funktionierenden, in vielerlei Hinsicht unnatürlichen und sich immer weiter erweiternden Spinnennetz mit 27 anderen Nationen gefangen. Da es die Erwartungen nie erfüllen kann, betrachtet man Deutschland mit Groll, missversteht es, und nutzt es aus. Die EU ist so aufgebaut, dass Deutschland seine Gaben nicht vollständig nutzen kann. Das endlose Gezerre mit 27 anderen EU-Staaten verhindert, dass Deutschland seiner Rolle als Friedensstifter in größerem Maßstab gerecht werden kann.  

 

Wir in den USA sind darauf angewiesen, dass Sie in Deutschland beherzt und mutig den 5. Schritt gehen, so dass wir Zeit gewinnen, um uns neu aufzustellen zu können. Europa braucht Zeit und Raum, um seine schweren strukturellen Schwächen zu beseitigen – und das ohne die Präsenz einer von Schuldbewusstsein getriebenen, dominanten Nation. Es muss gleichzeitig den Teufelskreis von Schuldzuweisungen und Ausflüchten durchbrechen.

 

Viele Gesellschaften in der Welt werden das Vakuum nach einem amerikanischen Rückzug spüren. Nur Deutschland hat sowohl die Mittel als auch das nötige Ansehen, um hier Abhilfe zu schaffen.

 

Heute machen Sie das Gegenteil von Schritt 5. Sie nutzen nicht Ihre Kraft um in der Welt als Friedensstifter und Brückenbauer aufzutreten und die Lücke eines sich zurückziehenden Amerikas zu füllen. Stattdessen berauben Sie die Welt um das, was Sie ihr eigentlich geben sollten. Sie sind abhängig geworden von einem Dasein als „Zweite Klasse Amerikaner:“ eine ungesunde Abhängigkeit.

 

Sie sind anhängig geworden von endlosen Urlaubsfantasien.

Sie sind abhängig geworden von der Sicherheit der kompletten Gedankenkontrolle durch Politische Korrektheit und dem „Kampf gegen Rechte“ egal um welchen Preis.

Die Gestapo konnte niemals - noch nichtmal zu ihren besten Zeiten - ein Level der Gedanken- und Wortkontrolle erreichen, wie es heute in Deutschland der Fall ist.

 

Nun haben Sie sich selbst erlaub in eine Falle zu tappen: eine riesige Täuschung, welche Ihre intellektuellen und finanziellen Geschenke zunichte macht; Sie ignorieren sowohl Absicht und Realität, indem Sie versuchen Millionen Fremder zu Deutschen zu machen. Das ist nicht Schritt 5, sondern eine klassische Ablenkung und eine Verschwendung von Ressourcen. Unterbewusst verwässern und vergiften Sie alles was gut und erbaulich und einzigartig am Deutschsein ist - genau die Dinge, die Sie eigentlich geben sollten.

 

Die Flüchtlingskrise ist die ultimative Vermeidung der Pflicht, die Ihnen im Juli 1988 zugewiesen wurde. Wenn Sie weiterhin Schritt 5 vermeiden, also das akzeptieren, was sie gut erscheinen lässt, statt den schwierigeren Weg zu beschreiten, dann werden Ihre schlimmsten Befürchtungen wahr: Ihr Verlangen nach Friede, Sicherheit und ungestörten Orten der Erholung und Entspannung werden Ihnen genommen, von Gottes Hand selbst.

 

All dies sage ich nur, um eine Vision für Deutschland zu entwickeln: Ihr seid bestens vorbereitet und habt Euch dieses Recht verdient: Wagt den Schritt hinaus. Es geht um ein hehres Ziel und die Nöte der Welt sind groß.

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